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Warum Neujahrsvorsätze nicht funktionieren & was du stattdessen tun kannst

Journaling

Bild von Adi Goldstein auf Unsplash

Diesen Beitrag schreibe ich ein paar Tage vor Silvester – und wie immer ist das Internet (vor allem Social Media) voll von Impulsen zu neuen Neujahrsvorsätzen und Angeboten dazu, wie wir diese erfolgreich umsetzen können.

Auf der einen Seite kann ich es verstehen: Das Ende des Kalenderjahres lädt dazu ein, darüber nachzudenken, was wir im kommenden Jahr anders machen wollen. Da erscheint das bekannte Konzept der Neujahrsvorsätze natürlich sinnvoll!

Aber mal ehrlich: Wie viele von uns halten wirklich durch und setzen ihre Neujahrsvorsätze um? – Ich glaube, in meinem gesamten Leben habe ich es bisher noch nicht einmal geschafft, meine gesetzten Neujahrsvorsätze wirklich vollständig umzusetzen. Meist habe ich irgendwo (relativ früh) auf dem Weg aufgegeben.

Ein kleiner Fun Fact am Rande: Es gibt den „Wirf-deine-Jahresvorsätze-über-Board-Tag“ am 17. Januar – der Tag, an dem statistisch die meisten Menschen ihre Vorsätze schon wieder aufgegeben haben.

Das Problem mit gebrochenen Neujahrsvorsätzen ist meiner Meinung nach vor allem, dass wir uns damit unbewusst einreden, wir seien „nicht gut genug“ oder könnten „nichts zu Ende bringen“. Glaubenssätze, die viele von uns vermutlich auch ohne gebrochene Neujahrsvorsätze schon ausreichend mit uns herumtragen. Wir schränken damit das Gefühl unserer Selbstwirksamkeit ein!

In diesem Artikel möchte ich mit dir mal etwas tiefer in das Thema „Neujahrsvorsätze“ eintauchen und schauen, woher dieser Brauch eigentlich kommt, warum wir so häufig mit unseren Neujahrsvorsätzen scheitern und welche Alternativen es für dich eventuell gibt…

 

Woher kommt der Brauch mit den Neujahrsvorsätzen?

Die frühesten Aufzeichnungen über Neujahrsvorsätze stammen aus der Zeit der Babylonier, etwa 2000 vor Christus. Im Gegensatz zu uns, die Neujahr im tiefsten Winter „feiern“, wenn alles in der Natur sich ausruht und wir kaum Energie haben, feierten die Babylonier das neue Jahr allerdings im März, mit dem Beginn des Frühlings.

Ihre „Neujahrsvorsätze“ waren allerdings eher Versprechen an die Götter als individuelle Ziele.

Auch im Christentum war der Jahresbeginn (früher zu Ostern) ursprünglich ein Zeitpunkt für Beichte und Buße. Der Fokus lag auf der Verbesserung des moralischen Lebens.

Und heute? Heute sind Neujahrsvorsätze häufig Teil des Glaubens an eine ständig notwendige Selbstoptimierung. Wir glauben, wir müssten uns ständig verbessern und weiterentwickeln. (Definitiv ein Produkt des Patriarchats und Kapitalismus!).

 

Warum scheitern so viele unserer Vorsätze?

Okay, wenn der Drang nach Veränderung und Verbesserung so groß ist, warum scheitern wir dann so häufig an unseren Vorsätzen?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Viele Vorsätze kommen nicht aus dem Herzen. Sie sind nicht wirklich mit dem Wunsch unserer Seele verbunden, sondern eher durch äußere Einflüsse geprägt (nochmal: Hallo Kapitalismus, hallo Patriarchat!).

Dazu kommt, dass unsere Alltagsbelastungen uns oft schon genug fordern und wir kaum Ressourcen haben, um neue Aufgaben und Vorhaben wirklich umzusetzen.

Vage Vorsätze wie „mehr Sport treiben“ ohne einen konkreten Plan führen außerdem selten zum Ziel. Unsere Gewohnheiten, die tief in unserem Gehirn verankert sind, und manchmal auch unser soziales Umfeld, halten uns zurück. Die Bildung neuer Gewohnheiten (die durch die Entwicklung neuer neuronaler Verbindungen im Gehirn unterstützt werden) brauchen Zeit! Und ohne ein unterstützendes Umfeld oder eine Gemeinschaft kann es sehr schwierig sein, die eigenen Neujahrsvorsätze konsequent durchzuziehen.

Und schließlich ist da wieder auch noch die Selbstkritik: Wir sind oft viel zu hart zu uns selbst, was dazu führt, dass wir uns noch schlechter fühlen. Kleine Rückschritte bewerten wir häufig schon sehr negativ, was zu Entmutigung und dem vollständigen Aufgeben des Vorsatzes führen kann.

 

Was kannst du stattdessen tun?

Ich habe aus verschiedenen Gründen schon vor einigen Jahren aufgehört, Neujahrsvorsätze für mich zu definieren. Weil ich die Magie des Neuanfangs, die es um Silvester herum ja trotzdem irgendwie gibt, aber auch nicht ganz missen möchte, habe ich mittlerweile andere Routinen, die ich anstelle der Neujahrsvorsätze für mich nutze.

Hier möchte ich dir nun drei dieser Dinge vorstellen – sie können dich unterstützen, das neue Jahr sinnvoll zu nutzen, ohne dich von Neujahrsvorsätzen überwältigen zu lassen:

1. Setze ein „Thema“ oder einen „Schwerpunkt“ für das neue Jahr: Statt konkreter Ziele wähle ein breiteres Konzept oder einen Wert (zum Beispiel „Wachstum“, „Gesundheit“ oder „Kreativität“), an dem du dein Handeln im neuen Jahr ausrichtest. Das gibt dir die Freiheit, Entscheidungen zu treffen, die sich an diesem Konzept orientieren.

2. Monatliche Ziele oder Aufgaben: Anstatt dich auf ein ganzes Jahr zu konzentrieren, versuche es mit kleineren, monatlichen Zielen. Dies macht es überschaubarer und du kannst regelmäßig neu bewerten und anpassen, ob die Aufgaben für dich noch stimmig sind.

Ich mache dies seit mehreren Jahren und nehme mir jeden Monat vor, etwas Neues in meinem Leben auszuprobieren. Eines der bekanntesten Beispiele ist meiner Meinung nach der „Veganuary“, an dem mittlerweile tausende Menschen jedes Jahr teilnehmen – sie testen für einen Monat, im Januar, vegan zu leben. Viele bleiben danach dabei, manche hören im Februar wieder auf. Auf jeden Fall ist eine gute Möglichkeit, etwas Neues für den eigenen Alltag auszuprobieren, ohne sich komplett zu überfordern.

3. Lerne neue Fähigkeiten: Statt dich auf das Aufgeben oder Loslassen alter, negativer Gewohnheiten zu fokussieren, konzentriere dich darauf, etwas Neues zu lernen oder ein Hobby zu entwickeln. Für mich wird es im kommenden Jahr der Ausbau meiner Spanisch-Fähigkeiten sein! Ich möchte diese unbedingt weiterentwickeln, so das sich zum Ende des Jahres hoffentlich in der Lage sein werde, ganze Gespräche in Spanisch zu führen!

Diese alternativen Möglichkeiten unterstützen dich hoffentlich, dich weniger überfordert oder als Versager*in zu fühlen, was leider oft mit traditionellen Neujahrsvorsätzen einhergeht. Meiner Meinung nach fördern sie eine gesündere und nachhaltigere Art der persönlichen Entwicklung.

 

Ich möchte dich und uns mit diesem Artikel einladen, das neue Jahr anders anzugehen! Lasst uns realistisch sein, uns selbst gegenüber freundlich und offen für Veränderungen, die wirklich aus unserem Inneren kommen. Lasst uns ein Jahr gestalten, das weniger von dem Druck geprägt ist, alles perfekt machen zu müssen, und mehr von der Freude am Entdecken und Wachsen. 

Teile in den Kommentaren gerne deine Erfahrungen mit Neujahrsvorsätzen und ob du diese für dich noch definierst, sie ganz aufgegeben hast oder – ähnlich wie ich – andere Alternativen für den Jahresbeginn gefunden hast. Ich freue mich, von dir zu lesen!

Alles Liebe,
deine Svenja

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