Darf ich als Breathwork-Coach politisch sein?

Ich führe ein Business, das auf den ersten Blick nicht viel mit Politik zu tun zu haben scheint. Gleichzeitig bin ich persönlich politisch sehr interessiert und auch aktiv. Ich bin Mitglied einer demokratischen (links-orientierten) Partei und spreche mich deutlich für Demokratie, Frauen- und Menschenrechte aus. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, das ich das eigentlich nicht wirklich offen tun kann, weil es meinem Business schaden könnte. Mittlerweile sehe ich das anders. Und in diesem Blogartikel möchte ich mit dir teilen, wie ich für mich zu einer klaren Positionierung gefunden habe und warum ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass wir - auch als Coaches und Unternehmer*innen - eine Verantwortung haben, uns politisch zu positionieren.

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Mein Weg zur politischen Positionierung

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Ich finde es sehr spannend zurückzuschauen und festzustellen, woher mein Interesse an Politik eigentlich kommt, denn in meinem Elternhaus haben wir über dieses Thema gar nicht gesprochen.

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Ich hatte allerdings das große Glück, in der Oberstufe einen Politiklehrer zu haben, der mit großer Leidenschaft vermittelt hat, was für ein wertvolles Privileg das Recht auf politische Teilhabe eigentlich ist – besonders für Frauen, die in Deutschland zum Beispiel erst seit 1918 (also seit etwas über 100 Jahren!) wählen dürfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Sensibilisierung und das Verständnis, wie unser demokratisches System aufgebaut ist, mein Verständnis für die Bedeutung politischen Engagements nachhaltig geprägt haben.

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Als ich meine Selbstständigkeit begonnen habe, kam irgendwann die Frage auf, in wie fern ich mein Business und meine politischen Einstellungen trennen könnte. Menschen kommen in erster Linie zu mir, weil sie Erfahrungen mit ihrem Atem vertiefen und Unterstützung auf ihrem persönlichen Weg suchen. Das hat erstmal nicht viel mit Politik oder meiner politischen Einstellung zu tun.

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Gleichzeitig haben die gesellschaftlichen Strukturen, die unter anderem geformt sind durch politische Entscheidungen, Einfluss auf die Menschen und ihre Leben – das wiederum hat Einfluss auf die Arbeit, die ich mit ihnen mache, die Reisen, die wir im Breathwork gehen. Gleichzeitig bin ich der festen Überzeugung, dass Atmen durchweg politisch ist!

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Warum politische Positionierung wichtig ist

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2020 machte ich eine sehr einschneidende persönliche Erfahrung. Ich buchte einen Online-Kurs bei einer Coachin, die kurz darauf begann, Theorien dazu zu verbreiten, dass es den Corona-Virus nicht gäbe und die Pandemie-Situation von der Regierung ausgedacht sei – sie verbreitete Informationen aus der rechten Szene. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich ihre Arbeit nicht mehr ernst nehmen und Vertrauen hatte ich schon gar nicht mehr. Ich denke, es ist offensichtlich, dass der Kauf dieses Kurses sich für mich als eine Fehlinvestition herausstellte, den ich aus vielen Gründen bereute.

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Die Erfahrung öffnete mir jedoch auch die Augen dafür, wie wichtig es ist, die Werte und Haltungen der Menschen zu kennen, mit denen wir zusammenarbeiten.

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Trotzdem brauchte ich eine ganze Weile, um mich wirklich klar in meiner Arbeit positionieren zu können. Denn die Fragen blieben zunächst bestehen: Würde ich mit politischen Äußerungen potenzielle Kund*innen verschrecken und mein Business gefährden? Müsste ich mich nicht lieber "neutral" verhalten, um niemanden auszuschließen?

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Im Rahmen des Rebranding-Prozesses, den ich 2023 für mein Business startete, kam ich schließlich zu einer wichtigen Erkenntnis: Es ist völlig in Ordnung, dass nicht alle Menschen Teil meiner Community sein müssen. Allein damit trage ich zu einem größeren Sicherheitsgefühl innerhalb meiner Community bei!

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Mein Wunsch ist es, mit meiner Arbeit zu einer Welt beizutragen, in der alle Menschen gleichwertig behandelt werden und die Möglichkeit bekommen zu heilen. Eine Welt, in der wir wieder lernen, in Verbindung mit uns selbst, miteinander und der Natur zu leben, statt uns gegenseitig zu bekämpfen und die Ressourcen unseres Planeten systematisch zu zerstören.

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Für mich bedeutet das konkret: Jeder Mensch hat ein Recht, hier zu sein und in Sicherheit zu leben – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Identität, Sexualität oder dem vermeintlichen "Nutzen" für die Gesellschaft. Diese Haltung ist nicht verhandelbar und prägt meine Arbeit fundamental.

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Und damit wurde auch klar, dass meine politische Positionierung Teil meines Business sein muss, wenn ich wirklich authentisch sein und einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten will. Authentizität bedeutet, mich zu zeigen, wie ich bin, und für meine Werte einzustehen – und ich BIN politisch, politisch interessiert und politisch aktiv.

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Das bedeutet absolut nicht, dass alle meine Klient*innen die gleichen politischen Ansichten haben oder die gleiche Partei wählen müssen wie ich. Aber wir müssen die gleichen ethischen Grundwerte und ein ähnliches demokratisches Verständnis teilen!

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Das "Neutralitäts-Argument" und seine Schwächen

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Oft höre ich das Argument, als Coach müsse man neutral und offen für alle sein. Ich wurde auch schon gefragt, wie ich Toleranz fordern könnte, wenn ich selbst nicht tolerant sei? Immerhin würde ich mit meiner klaren politischen Haltung ja eindeutig Menschen ausgrenzen.

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Falls du dich mit dieser Frage auch schon beschäftigt hast, mag ich dich bestärken, dich einmal mit dem "Paradox der Toleranz" von Karl Popper zu beschäftigen.

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Es besagt, dass eine tolerante Gesellschaft paradoxerweise intolerant gegenüber Intoleranz sein muss, um ihre Toleranz zu bewahren. Wenn sie Intoleranz toleriert, verliert am Ende die Toleranz.

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Konkret bedeutet das: Meine Toleranz endet dort, wo die Daseinsberechtigung und die Rechte von Menschen in Frage gestellt werden.

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Die Vorstellung, man könne oder müsse "unpolitisch" sein, ist außerdem ein Privileg, das sich viele Menschen nicht leisten können. Menschen aus marginalisierten Gruppen, deren Rechte und Lebensformen durch politische Maßnahmen eingeschränkt oder vollständig gefährdet sind oder werden können, sind darauf angewiesen, dass gerade auch Personen mit Reichweite sich positionieren.

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Ich trage eine Verantwortung, mich zu positionieren. Und genau das tue ich auch in meinem Business.

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Was das konkret für meine Arbeit bedeutet

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Wenn du dich nun fragst, was genau das bedeutet, wenn du mit mir arbeiten möchtest, dann solltest du folgende Dinge wissen und akzeptieren können:

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• Dieses Business wird von einer queeren cis-Frau geführt.
• Wir unterstützen aktiv trans Rechte.
• Wir setzen uns für Frauen-Rechte ein.
• Wir stehen für die Selbstbestimmungsrechte aller Menschen.
• Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen.
• Wir sind aktiv anti-rassistisch und unterstützen People of Colour.
• Wir glauben an die Wichtigkeit von Wissenschaft und Diversität.

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Diese Klarheit ist besonders wichtig mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und die bevorstehende Bundestagswahl im Februar 2025. In Zeiten, in denen Fake News über Social Media-Plattformen gestreut werden (und nicht mehr überprüft werden) und künstliche Intelligenz es Menschen erschwert zu erkennen, was real ist, müssen wir uns aktiv für den Schutz unserer Demokratie, für Menschenrechte und für Nachhaltigkeit einsetzen!

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Ein Aufruf zum Handeln

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Politische Positionierung bedeutet nicht, ständig politische Inhalte zu teilen oder sich in jede Debatte einzumischen. Es bedeutet, für seine Werte einzustehen und Verantwortung zu übernehmen – besonders wenn man eine Plattform hat.

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An dieser Stelle möchte ich dich einladen, dir selbst die Fragen zu stellen:

Wo stehst du? Welche Werte sind dir wichtig? Und wie kannst du in deinem Umfeld dazu beitragen, dass wir in einer Welt leben, in der alle Menschen sicher und frei sein können?

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Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass Heilung und persönliche Entwicklung nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern aktiv zu einer gerechteren und verbundeneren Welt beitragen.

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Wie siehst du das Thema politische Positionierung im Business? Ich freue mich auf einen respektvollen Austausch in den Kommentaren!

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Viele liebe Grüße,

deine Svenja

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