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Das Nervensystem verstehen: Dein Schlüssel zu mehr Wohlbefinden

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
17.9.24
6 Minuten Lesezeit
Zwei Hände umfassen einen Strauch Lavendel.

Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass mittlerweile immer mehr Menschen über das Nervensystem sprechen? Besonders in der Coaching- und Therapie-Welt scheint dieses Thema gerade einen regelrechten Boom zu erleben. Und das aus gutem Grund! Unser Nervensystem spielt eine zentrale Rolle in unserem täglichen Leben, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind.

Ich selbst habe vor einigen Jahren begonnen bewusst mit meinem Nervensystem zu arbeiten (und mein Wissen zu dem Thema in meiner Arbeit mit Klient*innen zu berücksichtigen) und bin super fasziniert von der Wirkung. In diesem Artikel möchte ich dir einen Einblick in die faszinierende Welt unseres Nervensystems geben und dir zeigen, warum es so wichtig ist, sich damit zu beschäftigen.

Grundlagen des Nervensystems

Unser Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das alle Nervenzellen unseres Körpers umfasst. Es ist unser Kommunikationssystem, das Informationen aus der Umwelt aufnimmt, verarbeitet und entsprechende Reaktionen auslöst. Es kann auf zwei Arten unterteilt werden:

Entweder anhand seines Aufbaus, dann sprechen wir von folgenden beiden Arten:

  1. Das zentrale Nervensystem: Hierzu gehören unser Gehirn und Rückenmark. Es ist zuständig für das Fühlen, Denken und Erinnern.
  2. Das periphere Nervensystem: Dies sind alle Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Es hilft uns, unsere Umwelt wahrzunehmen und unsere Muskeln zu steuern.

Oder wir unterscheiden das Nervensystem anhand seiner Funktionen – dann gibt es ebenfalls zwei Arten:

  1. Das somatische Nervensystem: Es ist der Teil des peripheren Nervensystems, der für die bewusste Wahrnehmung von Sinnesreizen aus der Umwelt und dem Körper sowie für die willkürliche Steuerung der Skelettmuskulatur zuständig ist, wodurch wir bewusst Bewegungen ausführen und auf unsere Umgebung reagieren können.
  2. Das autonome (oder auch vegetative) Nervensystem: ist der Teil des peripheren Nervensystems, der speziell für die unwillkürlichen Funktionen zuständig ist. Es reguliert all die Abläufe in unserem Körper, die wir nicht bewusst steuern, wie Herzschlag, Atmung und Verdauung.

Besonders spannend finde ich das autonome Nervensystem, da es einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Stressreaktion hat – gleichzeitig können wir im Breathwork bewusst damit arbeiten.

Das autonome Nervensystem im Detail

Das autonome Nervensystem lässt sich weiter in zwei Hauptzweige(*) unterteilen:

  1. Der Sympathikus: Er ist unser "Gaspedal". Im Alltag gibt er uns Energie, zum Beispiel um morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen. Wenn wir Stress oder Gefahr wahrnehmen, aktiviert er unseren Körper und bereitet uns auf "Kampf oder Flucht" vor, indem er unter anderem Herzschlag und Atmung beschleunigt und Energie bereitstellt.
  2. Der Parasympathikus: Er ist unsere "Bremse". Er hilft uns zu entspannen, zu regenerieren und in den "Rest & Digest" Modus zu kommen.

Eine besondere Rolle spielt hier der Vagusnerv, der größte Nerv des parasympathischen Systems. Er verbindet unser Gehirn mit fast allen wichtigen Organen und spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation unseres Nervensystems.

( Es gibt eigentlich auch noch einen dritten Zweig – das enterische Nervensystem, das sich im Darm befindet und konkret unsere Darmaktivität bei der Verdauung reguliert – das lasse ich an dieser Stelle aber außen vor, um den Einstieg nicht zu komplex zu gestalten).*

Reguliertes vs. dysreguliertes Nervensystem

Ein reguliertes Nervensystem ermöglicht uns, flexibel zwischen Aktivierung und Entspannung zu wechseln. In unserem Alltag haben wir genug Energie, um unsere Aufgaben erledigen zu können, während wir zwischendrin und abends Pausen machen und zur Ruhe kommen können. Wir können uns nach stressigen Situationen gut erholen und in einen Zustand der Ruhe zurückkehren.

Ein dysreguliertes Nervensystem hingegen hat Schwierigkeiten, dieses Gleichgewicht zu halten. Menschen mit einem dysregulierten Nervensystem können oft schon von kleinen Stressoren aus der Bahn geworfen werden und haben Mühe, zur Ruhe zu kommen.

Anzeichen eines dysregulierten Nervensystems können zum Beispiel sein:

  • Ständige Anspannung oder Nervosität
  • Schlafprobleme
  • Verdauungsstörungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
  • Probleme in sozialen Beziehungen

Das Konzept des Toleranzfensters

Ein wichtiges Konzept, um unser Nervensystem besser zu verstehen, ist das Toleranzfenster. Es beschreibt den Bereich, in dem wir gut mit Stress und Herausforderungen umgehen können. Innerhalb dieses Fensters können wir flexibel auf verschiedene Situationen reagieren, ohne überwältigt zu werden.

Die Größe unseres Toleranzfensters wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie unseren Kindheitserfahrungen, traumatischen Erlebnissen und unserem aktuellen Stresslevel. Je größer unser Toleranzfenster ist, desto besser können wir mit den Herausforderungen des Alltags umgehen.

Breathwork und das Nervensystem

Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich noch den Zusammenhang zu unserem Atem und Breathwork herstellen: Bewusste Atemtechniken sind ein kraftvolles Werkzeug, um unser Nervensystem zu regulieren. Warum? Weil die Atmung der einzige Teil des autonomen Nervensystems ist, den wir bewusst beeinflussen können und über die wir somit auch Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen können.

Die Arbeit mit dem Atem kann uns helfen:

  • Den Vagusnerv zu stimulieren und dadurch in einen Zustand der Entspannung zu kommen
  • Unsere Fähigkeit zu verbessern, flexibel zwischen Aktivierung und Entspannung zu wechseln
  • Unser Toleranzfenster zu erweitern
  • Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern

Besonders spannend finde ich, dass wir durch unterschiedliche Atemtechniken sowohl das sympathische als auch das parasympathische Nervensystem ansprechen können. Langsame, tiefe Atemzüge mit langen Ausatmungen aktivieren den Parasympathikus und fördern Entspannung. Aktivere Atemtechniken wie die verbundene Atmung können hingegen helfen, das sympathische Nervensystem in einem kontrollierten Rahmen zu aktivieren und dadurch unsere Stressresilienz zu stärken.

Ein Ausblick und eine Einladung

Unser Nervensystem ist ein faszinierendes und komplexes System, das einen enormen Einfluss auf unser tägliches Wohlbefinden hat. Je mehr wir darüber verstehen, desto besser können wir für uns sorgen und gezielt Methoden (wie Breathwork) einsetzen, um unser Nervensystem zu regulieren.

In der Zukunft wirst du auf dem Blog noch weitere Artikel von mir lesen können, in denen ich tiefer in einzelne Aspekte des Nervensystems eintauche und dir noch mehr praktische Tipps gebe, wie du mit deinem Nervensystem arbeiten kannst.

Bis dahin lade ich dich ein, einmal bewusst darauf zu achten, wie der Zustand deines Nervensystems sich im Alltag verändert. In welchen Situationen fühlst du dich entspannt und sicher? Wann fühlst du dich gestresst oder überfordert? Diese Beobachtungen sind der erste Schritt zu einem bewussteren Umgang mit deinem Nervensystem.

Hast du schon Erfahrungen mit der bewussten Arbeit an deinem Nervensystem gemacht? Oder hast du Fragen zu diesem Thema? Ich freue mich auf deine Kommentare und unseren Austausch!

Viele liebe Grüße,

deine Svenja

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
17.9.24
6 Minuten Lesezeit