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Breathwork für Anfänger*innen: Dein Guide für den Start in die Arbeit mit deinem Atem

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7.1.25
17 Minuten Lesezeit
Eine weiblich gelesene Person sitzt auf einem Stuhl und hält ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hinein scheinen.

Breathwork – die Arbeit mit dem Atem – gewinnt zunehmend an Bekanntheit und Beliebtheit. Vielleicht bist du erst vor Kurzem über „Breathwork“ gestolpert oder hast mal an einer Übung oder Session teilgenommen, die die Atmung integriert hatte? Vielleicht hast du schon von den positiven Wirkungen gehört oder bist zufällig in einem Podcast oder Social Media Post auf das Thema gestoßen? Du bist neugierig auf Breathwork geworden und möchtest nun mehr darüber erfahren, wie die bewusste Arbeit mit deinem Atem dein Leben bereichern kann?

Ich kann deine Neugier so gut nachvollziehen! Als ich 2018 in Brighton zum ersten Mal von Breathwork hörte, war ich sofort fasziniert von der Idee, dass wir allein durch bewusstes Atmen tiefgreifende Erfahrungen machen und positive Veränderungen in unserem Leben anstoßen können. Heute, nach vielen Jahren eigener Praxis und der Begleitung hunderter Menschen auf ihrer Atemreise, weiß ich, wie viel Potential wirklich in unserem Atem steckt.

Deswegen möchte ich dir heute einen ersten Einblick in diese wundervolle Welt geben. In diesem Artikel findest du alles, was du für deinen Start mit Breathwork wissen solltest – von grundlegenden Erklärungen über praktische erste Schritte bis hin zu wichtigen Sicherheitsaspekten. Lass uns gemeinsam erkunden, wie Breathwork auch dein Leben bereichern kann!

Was ist Breathwork überhaupt?

Breathwork bezeichnet ganz allgemein die bewusste Verbindung und Arbeit mit dem eigenen Atem. Es ist eine Kombination aus Wahrnehmen, Beobachten und bewusstem Lenken der Atmung, die wir für unser persönliches Wachstum und zur inneren Heilung nutzen können.

In diesem Artikel findest du eine ausführlichere Erklärung dazu, was Breathwork ist und was es nicht ist. An dieser Stelle möchte ich dir einen kurzen Überblick über die drei Hauptkategorien geben, in die wir Breathwork unterteilen können:

1. Die alltägliche (funktionale) Atmung: Sie beschreibt unsere Atmung im Alltag, die wir optimieren können, um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu stärken.

2. Regulierende Atemtechniken: Diese Techniken helfen uns, unser Nervensystem bewusst zu regulieren. Sie sind meist kurzfristig einsetzbar und können uns dabei unterstützen, Stress abzubauen, neue Energie zu tanken und unsere Resilienz zu fördern.

3. Transformative Atemtechniken: Hierzu gehören Techniken wie die verbundene Atmung, mit denen wir auf körperlicher, emotionaler und energetischer Ebene tiefer in die Verbindung zu uns selbst kommen können und gegebenenfalls auch Blockaden in unserem Körper lösen können.

Warum sollten wir alle uns mehr mit unserem Atem beschäftigen?

Unser Atem ist der Schlüssel zu unserem Wohlbefinden – und das Beste daran: Wir haben ihn immer dabei! Es gibt viele Gründe, warum eine bewusstere Beschäftigung mit unserer Atmung für uns alle wertvoll sein kann – im Folgenden möchte ich auf einige der Punkte vertiefend eingehen.

Förderung deiner Gesundheit durch eine funktionale Atmung

Viele Menschen haben eine dysfunktionale Atmung. Diese verhindert, dass unsere Organe und Muskeln ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und die Prozesse in unserem Körper optimal laufen.

Eine optimierte Atmung im Alltag kann unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit nachhaltig verbessern. Sie unterstützt eine gesunde Körperhaltung, versorgt den gesamten Körper mit ausreichend Sauerstoff, stärkt das Immunsystem, verbessert unsere Schlafqualität und steigert unsere Konzentration und mentale Klarheit.

Einfluss auf unser Nervensystem

Unsere Atmung ist der einzige Teil unseres autonomen Nervensystems, den wir bewusst beeinflussen können. Diese besondere Eigenschaft macht ihn zu einem kraftvollen Werkzeug: Wir haben dadurch einen direkten Zugang, um Stressgefühle zu regulieren, Anspannung gezielt abzubauen und Entspannung zu fördern. Je nach Bedarf können wir Atemübungen nutzen, um mehr Energie zu bekommen oder uns zu beruhigen.

Zusätzlich unterstützt auch ein reguliertes Nervensystem eine optimale Verdauung und die Funktion unserer anderen Körperfunktionen.

Verbindung zu Körper und Emotionen

Über die bewusste Arbeit mit dem Atem können wir einen tieferen Zugang zu unserem Körper entwickeln, so dass wir Körpersignale früher wahrnehmen und besser verstehen können. Wir können lernen, Emotionen deutlicher zu spüren und zuzulassen und alte emotionale Blockaden sanft zu lösen.

Über die Arbeit mit unserer Atmung können wir lernen, Schritt für Schritt eine stabilere Verbindung zu uns selbst aufzubauen.

Stärkung unserer Resilienz

Und schließlich kann uns die regelmäßige Arbeit mit dem Atem dabei unterstützen, belastbarer im Umgang mit Stress zu werden, herausfordernde Situationen besser zu meistern und unsere Resilienz nachhaltig zu fördern.

Unser Atem ist ein Werkzeug, mit dem wir wieder mehr Vertrauen in uns selbst entwickeln und dadurch auch mit Veränderungen gelassener umgehen können.

An dieser Stelle ist mir wichtig zu betonen, dass all diese positiven Wirkungen sich zeigen können – sie müssen es aber nicht! Jede Person macht ihre ganz eigenen, einzigartigen Erfahrungen mit Breathwork. Was für die eine Person transformativ ist, kann für eine andere Person weniger bedeutsam sein – und das ist völlig in Ordnung! Der Schlüssel liegt darin, offen und neugierig den eigenen Weg mit dem Atem zu erkunden.

Grundlagen für Breathwork-Einsteiger*innen

Bevor wir zu den praktischen Schritten kommen, möchte ich ein paar wichtige Punkte ansprechen, um mögliche Missverständnisse darüber, was Breathwork ist oder kann, zu vermeiden.

Nicht jede Atemtechnik ist für jede Person geeignet

Obwohl Breathwork für viele Menschen sicher und heilsam ist, gibt es einige gesundheitliche Zustände (so genannte Kontraindikationen), bei denen bestimmte Atemtechniken nicht oder nur eingeschränkt praktiziert werden sollten. Dazu gehören unter anderem:

  • Schlaganfälle, Herzinfarkte, epileptische Anfälle
  • Einige psychische Erkrankungen (z. B. bipolare Erkrankung, Schizophrenie)
  • Herz- oder Kreislauf-Beschwerden, Blutdruckprobleme, Glaukom
  • Eingeschränkte Lungenkapazität, z.B. durch Asthma, COPD oder Long Covid
  • Diabetes Typ 1
  • Schwangerschaft (besonders im ersten Trimester und bei einer Risikoschwangerschaft)

Bevor du dich auf deine individuelle Breathwork-Reise begibst, solltest du zum Beispiel in einem Gespräch mit einer informierten Ärzt*in oder Heilpraktiker*in klären, ob es Atemtechniken gibt, die für dich nicht geeignet sind.

Zusätzlich solltest du dir eine gut ausgebildete Breathwork-Expert*in an deine Seite holen, die dich im Zweifel unterstützen kann, für dich und deine Bedürfnisse passende Atemtechniken zu wählen und Atemtechniken anzupassen.

Breathwork ist keine Wunderlösung

Auch wenn Breathwork ein kraftvolles Werkzeug sein kann – es ist keine magische Lösung für alle Probleme. Viele Breathwork-Expert*innen sprechen darüber, dass der Atem bei der Aufarbeitung von Traumata und der Lösung emotionaler Blockaden unterstützen kann. Das stimmt! Aber eine einzelne kraftvolle Breathwork-Session wird nicht direkt alle deine Probleme lösen.

Nachhaltige Veränderung braucht Zeit, Geduld und eine kontinuierliche Praxis. Unser (Nerven-)System braucht Raum für Integration und die Möglichkeit, neue Erfahrungen wirklich zu verkörpern. Manchmal leben wir jahrelang oder sogar jahrzehntelang mit bestimmten Mustern, Glaubenssätzen oder unterdrückten Gefühlen – diese lassen sich in der Regel nicht in einer oder zwei Sessions komplett auflösen.

Qualität vor Quantität

Ein weiteres Missverständnis, dem ich in der Breathwork-Welt häufig begegne, ist die Annahme, dass eine Session besonders intensiv oder kathartisch sein muss, um "erfolgreich" zu sein. Das stimmt so nicht! Emotionale oder körperliche Intensität ist kein Indikator für die Qualität oder Nachhaltigkeit einer Erfahrung.

Viel wichtiger als die Intensität ist ein sicherer Rahmen, in dem du dich gut aufgehoben fühlst und in dem du die Erfahrungen, die sich zeigen, auch wirklich integrieren kannst. Dein Nervensystem braucht Zeit, um neue Realitäten anzunehmen und zu verkörpern. Eine sanfte, respektvolle Annäherung an deine Themen ist oft nachhaltiger als eine überwältigende Erfahrung, die dein System überfordert.

Deshalb ist die professionelle Begleitung durch einen erfahrenen, Trauma-sensiblen Coach so wichtig. Eine gute Begleitung hilft dir, in Verbindung mit deinem Körper und deinen Grenzen zu bleiben und ermöglicht dir, in deinem eigenen Tempo zu gehen.

Praktische erste Schritte für dich auf deiner Breathwork-Reise

1. Definiere eine Intention für deine Atemreise

Der erste wichtige Schritt auf deiner Breathwork-Reise ist es, dir über deine Intention klar zu werden.

Frage dich ehrlich: Was wünsche ich mir von meiner Breathwork-Praxis?

Möchtest du vor allem deine Alltagsatmung verbessern und damit deine Gesundheit fördern? Suchst du nach Werkzeugen für einen besseren Umgang mit Stress im Alltag? Oder möchtest du eventuell tiefer gehen und emotionale Blockaden lösen?

Die Antwort auf diese Fragen wird dir nicht nur helfen, das passende Format für dich zu finden, sondern auch dabei unterstützen, deine Erwartungen realistisch zu gestalten und deine Fortschritte später besser wahrnehmen zu können.

2. Entwickle dein Atembewusstsein

Bevor du in komplexere Atemtechniken einsteigst, ist es wichtig, zunächst ein grundlegendes Bewusstsein für deinen Atem zu entwickeln. Dies ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Praxis.

In diesem Artikel habe ich konkrete Übungen zusammengestellt, die dir dabei helfen können, dein Atembewusstsein zu stärken und die Verbindung zu deinem natürlichen Atemfluss zu vertiefen.

3. Finde die richtige Begleitung

Natürlich kannst du deine Atemreise auch zunächst allein starten. Je nachdem, was deine Intention ist, kann eine professionelle und erfahrene Begleitung jedoch essentiell sein – besonders wenn du tiefgreifende Erfahrungen mit deinem Atem anstrebst, die gut und nachhaltig integriert werden sollen.

Achte bei der Auswahl deines Breathwork-Coaches besonders auf eine fundierte Ausbildung von mindestens neun bis zwölf Monaten und eine Trauma-sensible Arbeitsweise. Die persönliche Resonanz mit der Person ist ebenfalls wichtig – du (und dein Nervensystem) sollten sich auf jeden Fall sicher bei der Person fühlen, mit der du arbeitest.

Eine gute Orientierung bei der Suche nach qualifizierten Breathwork-Coaches bietet die Global Professional Breathwork Alliance (GPBA). Diese internationale Organisation legt qualitative und ethische Standards für Breathwork-Ausbildungen und -Anbieter*innen fest. Über die Website der GPBA findest du weltweit zertifizierte Breathwork-Practitioner, die diese hohen Qualitätsstandards erfüllen.

4. Wähle das für dich passende Format

Je nach deiner persönlichen Intention und Lebenssituation können verschiedene Formate für dich passend sein. Für einen ersten Einblick in Breathwork eignen sich häufig Gruppensessions sehr gut. Sie bieten einen sicheren Rahmen zum Kennenlernen der Praxis und sind oft kostengünstiger als Einzelsessions.

Wenn du an persönlichen Themen arbeiten möchtest oder spezifische gesundheitliche Aspekte zu berücksichtigen sind, empfehle ich dir, mit Einzelsessions zu beginnen. Hier kann dein Coach individuell auf deine Bedürfnisse eingehen und die Techniken entsprechend anpassen.

Online-Kurse und regelmäßige Praxis-Gruppen können eine wertvolle Ergänzung sein, um deine Praxis zu vertiefen und kontinuierlich zu üben. Sie bieten dir die Flexibilität, von zu Hause aus zu praktizieren und dennoch in Verbindung mit einer Community zu bleiben.

5. Erste Session: Darauf solltest du achten

Wenn du deine erste Breathwork-Session buchst, ist es wichtig, dass du offen mit deinem Coach über deine Bedürfnisse und eventuelle gesundheitliche Einschränkungen sprichst. Eine gute Breathwork-Expert*in wird sich Zeit nehmen, dich kennenzulernen, deine Fragen zu beantworten und dich durch die Session zu begleiten.

Gib dir in der Session selbst die Zeit, die du brauchst, um anzukommen und dich auf die Erfahrung einzulassen. Höre dabei immer auf deinen Körper und erlaube dir, deine Grenzen klar zu kommunizieren. Es ist völlig in Ordnung, Fragen zu stellen oder um Anpassungen zu bitten – eine professionelle Begleitung wird das sogar ausdrücklich unterstützen.

Beginne deine eigene Praxis

Auf meinem Blog findest du noch viele weitere Artikel, die sowohl theoretisches Wissen für dich bereithalten als auch praktische Atemübungen. Hier sind einige meiner liebsten Artikel, die ich dir sehr ans Herz legen kann:

Wenn du nach all den Informationen nun auch praktisch durchstarten möchtest, mag ich dich unbedingt in zu meinen "Take a Breath" Online-Kurs einladen. In diesem Kurs für 0 Euro bekommst du praktische Impulse für deine Alltagsatmung und drei von mir angeleitete praktische Übungen.

Über diesen Link kannst du dich direkt anmelden.

Weitere angeleitete Übungen findest du auch in meinem Podcast „Breathe, Feel & Grow“.

Und schließlich mag ich dich noch in meinen Breathing Letter einladen. Hier erhältst du etwa zweimal im Monat praktische Atemübungen, persönliche Einblicke & inspirierende Impulse sowie aktuelle Updates zu Breathwork-Angeboten von mir, direkt in dein Postfach! Der Breathing Letter ist mehr als ein Newsletter – er ist eine Einladung, Teil einer Community zu werden, die sich durch bewusstes Atmen mit sich selbst und anderen verbindet. Ich freue mich, wenn du dazu kommst!

Eine Erinnerung zum Abschluss

Bitte denk daran, dass deine Breathwork-Reise so individuell ist wie du selbst es bist. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um deinen eigenen Weg zu finden. Erlaube dir, verschiedene Ansätze auszuprobieren und bleibe dabei immer in Verbindung mit deinen eigenen Bedürfnissen.

Ich freue mich, wenn ich dir mit diesem Artikel den Einstieg in die Welt des Breathwork etwas erleichtern konnte. Falls du Fragen hast oder von deinen ersten Erfahrungen berichten möchtest, teile diese gerne mit mir in den Kommentaren!

Alles Liebe,

deine Svenja

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7.1.25
17 Minuten Lesezeit