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Mehr Ruhe & Klarheit durch Breathwork

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7 Minuten Lesezeit
Eine Hand hält einen Kompass, der Richtung Osten zeigt, im Hintergrund ist Natur zu sehen.

Vor ein paar Wochen durfte ich für das englische Online-Magazin MysticMag ein Interview über die Kraft unserer Atmung geben. Da ich die Inhalte daraus sehr relevant und kraftvoll finde, möchte ich das Interview auf Deutsch auch auf meiner Webseite teilen. Das vollständige Interview im Original findest du im Blog von MysticMag [LINK].

Was hat dein Interesse an Breathwork geweckt?

Meine Reise mit Breathwork begann 2018 ganz unerwartet in Brighton, England. Ich stolperte über einen Workshop in meinem damaligen Yogastudio und war fasziniert von dem Versprechen, „einen neuen Bewusstseinszustand ohne externe Substanzen zu erleben – nur mit der Kraft Ihres Atems“. Ohne zu wissen, worauf ich mich einließ, beschloss ich, es auszuprobieren.

Diese erste Sitzung war eine der emotional stärksten Erfahrungen meines Lebens. 60 Minuten lang übten wir bewusstes, verbundenes Atmen, während wir auf Yogamatten lagen. Ich verlor jedes Gefühl für Zeit, Raum und sogar meine eigene Identität. Die Sitzung war ein Wirbelwind von Empfindungen – Hitze, Kälte, Anspannung in meinen Gliedern, lebhafte Farben und intensive Emotionen.

Als die Session vorbei war, fühlte ich mich völlig verwandelt – verwirrt, aber dennoch leicht und entspannt. Während des anschließenden Austauschs wurde ich von einer Welle von Emotionen überwältigt, die aus dem Nichts zu kommen schien. Ich ging mit einem unglaublichen Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit und fühlte mich gehalten, gesehen und sicher auf eine Weise, die ich selten zuvor erlebt hatte.

An diesem Tag wusste ich, dass ich ein mächtiges Werkzeug entdeckt hatte, das mich für den Rest meines Lebens begleiten würde. Es entfachte in mir die Leidenschaft, mehr über Atemarbeit zu lernen und ihre transformierende Kraft schließlich mit anderen zu teilen.

Wie hat Breathwork dir geholfen, Ängste zu überwinden?

Ehrlich gesagt würde ich nicht sagen, dass Breathwork meine Angst vollständig beseitigt hat – sie ist immer noch etwas, womit ich manchmal zu kämpfen habe. Breathwork hat mir jedoch ein wirksames Werkzeug an die Hand gegeben, um Angst zu halten und zu lindern, wenn sie überwältigend wird.

Durch die Arbeit mit meinem Atem habe ich gelernt, dass mein Atem immer als Begleiter bei mir ist. Es gibt bestimmte Atemübungen, die helfen können, Angst im Moment zu reduzieren.

Aber was für mich wichtig ist, ist, dass wir diese Übungen nicht nur verwenden, um die Symptome zu umgehen. Es ist wichtig, auch die Ursachen unserer Angst zu erkunden.

Meine Reise in die Welt des Breathwork führte mich dazu, andere Modalitäten zu erkunden, wie Somatic Experiencing, in dem ich jetzt ausgebildet bin. Diese Erkundung ermutigte mich, eine Therapie zu beginnen, die unglaublich hilfreich war, um die zugrunde liegenden Ursachen meiner Angst anzugehen.

Für mich ist Breathwork ein Werkzeug in einem größeren Werkzeugkasten für psychische Gesundheit und persönliches Wachstum. Die Kombination verschiedener Werkzeuge und Ansätze hat mir auf meiner Reise am meisten geholfen. Atemübungen verschaffen unmittelbare Erleichterung und bieten eine Möglichkeit, mich mit meinem Körper zu verbinden, während mir Therapie und andere Übungen dabei helfen, die tieferen Probleme zu verstehen und zu verarbeiten.

Welche Angebote hast du und für wen sind sie gedacht?

Ich biete eine Vielzahl von Kursen und Dienstleistungen für deutsch-sprachige Personen in verschiedenen Phasen ihrer Breathwork-Reise an:

  • „Take a Breath“ ist ein kostenloser Einführungskurs für alle, die neugierig auf die Kraft des Atems sind und einen ersten Eindruck bekommen möchten.
  • „Let’s Breathe“ ist ein 10-wöchiger Selbstlern Online-Kurs für alle, die ihre persönliche Atem-Praxis vertiefen möchten.
  • Ich habe eine 12-monatige Online-Ausbildung für Breathwork- & Atem-Coaches für alle, die Breathwork in die Welt bringen und mit anderen arbeiten möchten.
  • Ich biete 1:1-Breathwork Coachings an, eine Kombination aus der Arbeit mit dem Atem und klassischem Coaching mit einem Trauma-sensiblen Ansatz.
  • Und schließlich leite ich auch Online Gruppen Breathwork Sessions für alle, die die transformative Kraft der Atemarbeit in einer Gruppenumgebung erleben möchten.

Diese Angebote richten sich an alle, von absoluten Anfänger*innen bis zu denen, die Breathwork zu einem Teil ihres Berufslebens machen möchten. Mein Ziel ist es, leicht zugängliche Einstiegspunkte zu schaffen, mit denen Menschen die Kraft der Atmung entdecken können. Darüber hinaus möchte ich denjenigen, die ihre Praxis vertiefen möchten, eine tiefergehende, umfassendere Ausbildung bieten.

Welchen Herausforderungen begegnen Menschen beim Breathwork und wie hilfst du ihnen?

Viele Menschen haben anfängliche Schwierigkeiten, wenn sie mit Breathwork beginnen. Dazu kann gehören, das verbundene Atemmuster in einer Breathwork-Session beizubehalten, sich von auftretenden körperlichen Empfindungen oder Emotionen überwältigt zu fühlen, sich Sorgen zu machen, ob sie es „richtig machen“ oder bestimmte Erfahrungen zu erwarten. Für andere besteht die Schwierigkeit darin, eine Atem-Praxis in das tägliche Leben zu integrieren.

Um Menschen bei diesen Herausforderungen zu unterstützen, verfolge ich einen sanften, Trauma-sensiblen Ansatz. Mir ist wichtig, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem Menschen in ihrem eigenen Tempo erkunden können, was ihr Atem für sie bereit hält. Ich leite sie an, mit ihrem Körper verbunden zu bleiben, und ermutige sie, ihre eigene Erfahrung zu würdigen, was auch immer diese sein mögen.

Ich unterstütze die Menschen auch dabei, die Reaktionen ihres Nervensystems zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Dies hilft ihnen, geerdet zu bleiben und Überforderung vorzubeugen. Darüber hinaus gebe ich praktische Tipps, wie man Breathwork in die tägliche Routine integrieren kann, um sie zugänglicher und weniger einschüchternd zu machen.

Mein Ansatz besteht darin, Menschen zu befähigen, eine Beziehung zu ihrem Atem aufzubauen, die sich für sie sicher, nährend und nachhaltig anfühlt.

Kannst du eine Transformationsgeschichte aus deinen Erfahrungen mit Breathwork erzählen?

Eine der kraftvollsten Erfahrungen, die ich selbst mit Breathwork gemacht habe, war während meiner zweiten Live-Session in Brighton. Die Einladung während der Session war, unseren eigenen Schatten zu begegnen. Ich ging mit der Absicht hinein, ein traumatisches Erlebnis aus meiner Jugend zu verarbeiten.

Während des Breathwork fühlte ich eine immense Scham im Zusammenhang mit dieser Erfahrung, die sich in meinem Bauch sammelte. Das Atmen wurde zunehmend schwieriger. Auf dem Höhepunkt der Reise forderte uns der Breathwork Coach auf, die intensiven Emotionen, die da waren, wirklich zu spüren.

In diesem Moment legte ein unterstützender Coach seine Hand auf meinen Bauch, genau dort, wo ich die Scham so intensiv fühlte. Diese Berührung half, dass die Scham sich ausbreiten und schließlich auflösen konnte. Es war eine magische Erfahrung wie keine andere.

Nach dieser Sitzung fühlte ich mich unglaublich frei und unbeschwert.

Diese Erfahrung war ein Wendepunkt. Sie ermöglichte es mir, über die Erfahrungen zu sprechen, die ich als Teenager gemacht hatte, und andere damit verbundene Aspekte meines Lebens wirklich zu heilen. Sie zeigte mir die tiefgreifende Kraft der Atemarbeit in Kombination mit sicherer Berührung und einer unterstützenden Umgebung.

Bei dieser Transformation ging es nicht nur darum, ein Ereignis zu verarbeiten; es hat mir ein neues Maß an Freiheit und Selbstakzeptanz in meinem Leben eröffnet. Es sind Erfahrungen wie diese, die meine Leidenschaft befeuern, Breathwork mit anderen zu teilen.

Welchen Einfluss wird Breathwork deiner Meinung nach in Zukunft auf das Leben der Menschen haben?

Ich glaube, dass Breathwork ein wirksames Mittel ist, das uns helfen kann, uns wieder zu verbinden – mit uns selbst, mit anderen und mit der Welt um uns herum. Meiner Ansicht nach ist Breathwork heute noch das, was Yoga vor 20 Jahren war. Es gewinnt allmählich mehr Anerkennung und ich erwarte, dass es mit der Zeit immer mehr im „Mainstream“ ankommt.

Ich bin davon überzeugt, dass Breathwork ein Mittel ist, das der gesamten Menschheit helfen kann, sich wieder zu verbinden und den Weg zurück auf einen gesünderen Pfad zu finden. Es hat das Potenzial, uns dabei zu helfen, viele der globalen und lokalen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind.

Breathwork kann uns unterstützen, ein größeres Selbstbewusstsein, eine bessere Regulierung unserer Gefühle und eine stärkere Resilienz zu entwickeln. Wenn mehr Menschen es in ihr Leben integrieren, stelle ich mir einen Welleneffekt positiver Veränderungen vor. Es kann zu bewussteren Entscheidungen, verbesserter mentaler Gesundheit und stärkeren, authentischeren Verbindungen zwischen den Menschen führen.

In einer Welt, die sich oft unverbunden und überfordernd anfühlt, bietet Breathwork eine Möglichkeit, zu uns selbst zurückzukehren und innere Ruhe und Klarheit zu finden. Es ist eine Praxis, die für fast jeden zugänglich ist und keine spezielle Ausrüstung oder Fähigkeiten erfordert.

Und da Breathwork immer mehr Aufmerksamkeit bekommt und weiter erforscht wird, erwarte ich, dass es in verschiedenen Bereichen Einzug findet – von der Gesundheitsfürsorge und Bildung bis hin zu betrieblichen Gesundheitsprogrammen. Der Schlüssel liegt darin, dass wir offen und bereit sein müssen, diese Verbindungen und das Potenzial zu erforschen, das in unserem eigenen Atem steckt.

Letztendlich glaube ich, dass jeder bewusste Atemzug uns einer Welt voller Liebe, Frieden und Verständnis näherbringt. Breathwork hat die Kraft, nicht nur das Leben einzelner Menschen zu verändern, sondern auch unsere kollektive Erfahrung als Menschen.

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7 Minuten Lesezeit