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Warum die Nasenatmung so wichtig für unsere Gesundheit ist

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7.2.23
12 Min. Lesezeit
Eine weiblich gelesene Person hat die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Sie trägt eine graue Kopftuch-Bedeckung. Vor einem dunklen Hintergrund.

Wenn du dich bereits mit deiner Atmung und der Kraft von Breathwork beschäftigt hast, dann ist dir vermutlich bekannt, dass die Art und Weise, wie wir atmen, einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat. Viele Menschen atmen unbewusst durch den Mund, dabei wäre die Nasenatmung die gesündere Wahl. Warum das so ist und was der Unterschied zwischen Mund- und Nasenatmung ist, teile ich in diesem Artikel mit dir.

Die 4 wichtigsten Gründe, warum wir durch die Nase atmen sollten

Um es direkt vorwegzunehmen: Wenn es uns möglich ist, sollten wir immer durch die Nase atmen. Ob wir nun meditieren, arbeiten, eine Serie auf dem Sofa anschauen, Sport treiben oder schlafen (gerade dann!). Im Nachfolgenden erkläre ich dir die meiner Meinung nach vier wichtigsten Gründe dafür. Am Ende des Artikels findest du ein paar Quellen, auf die ich mich in diesem Artikel beziehe und die ich dir gerne empfehlen möchte, wenn du dich mit dem Thema weiter beschäftigen möchtest.  

Grund #1: Filterung und Reinigung der Atemluft durch die Nase

Die Nase verfügt über ein einzigartiges Filtersystem, das die Luft reinigt, befeuchtet und erwärmt, bevor sie tiefer in unsere Lunge gelangt. (1) Schadstoffe wie Staub, Bakterien und Viren werden durch die feinen Nasenhaare und die Nasenschleimhaut herausgefiltert. FUN FACT: Wer sich aus ästhetischen Gründen die Nasenhaare schneidet, schadet so dem natürlichen Filtereffekt der Nase!

Unser Mund hat dieses Filtersystem nicht. Wenn wir tief durch den Mund einatmen, geht die Luft ungefiltert inklusive aller darin befindlichen Keime, Bakterien und Viren direkt in die Lunge. Dadurch steigt das Risiko für Krankheiten, deren Erreger durch die Luft übertragen werden.

Grund #2: Produktion und Nutzen von Stickstoffmonoxid

Doch unsere Nasenhöhlen beherbergen mehr als nur ein Filtersystem für die Atemluft. Sie sind auch der Schauplatz eines faszinierenden Prozesses, der für unsere Gesundheit von immenser Bedeutung ist: die Bildung von Stickstoffmonoxid (NO). NO ist ein kleines, aber potentes Molekül, das vielfältige Aufgaben im Körper übernimmt. In der Nase spielt es eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der Durchblutung, der Hemmung von Entzündungen und der Stärkung des Immunsystems.

Wie genau entsteht NO in unserer Nase?

Durch verschiedene Reize werden Enzyme in unserer Nasenschleimhaut - genau genommen in den Endothelzellen der Blutgefäße - aktiviert, die mithilfe der stickstoffhaltigen Aminosäure Arginin NO produzieren. Das Gas kann grundsätzlich in allen feinen Blutgefäßen im Körper produziert werden, entsteht in großer Menge aber vor allem durch die Nasenatmung in den Nasenhöhlen.

Die NO-Synthese in der Nase ist für unsere Gesundheit von großer Bedeutung. NO beeinflusst alle wichtigen Systeme und Organe in unserem Körper, bewahrt uns vor Krankheiten, verlängert die Lebenszeit und steigert sogar die sexuelle Leistungsfähigkeit. Außerdem hemmt Stickstoffmonoxid die Vermehrung verschiedener Krankheitserreger (Bakterien und Viren) durch Aktivierung bestimmter Immunzellen und hält die Nebenhöhlen frei von Keimen. In diesem Zusammenhang kann es auch den Krankheitsverlauf mildern und den Heilungsprozess bei gewissen Krankheiten beschleunigen.

Atmen wir durch den Mund, verhindern wir die zusätzliche Stickstoffmonoxid-Produktion, sodass uns die positiven Effekte für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit entgehen.

TIPP: Wenn du deinen Körper zusätzlich bei der Produktion von Stickstoffmonoxid unterstützen möchtest, kannst du regelmäßig summen. Beim Summen lassen sich noch höhere Stickstoffmonoxid-Konzentrationen im Körper erzeugen, was vermutlich durch die verlängerte Ausatmung unterstützt wird. (2)

Grund #3: Optimale Kohlendioxid-Konzentration

Kohlendioxid (CO₂) wird oft als Abfallprodukt des Stoffwechsels angesehen, das wir so schnell wie möglich ausatmen sollten. Doch CO₂ spielt in unserem Körper eine weitaus wichtigere Rolle als gemeinhin gedacht: CO₂ unterstützt die Sauerstoffversorgung in unserem Körper. Ein höherer CO₂-Gehalt bedeutet, dass mehr Sauerstoff aus der Atemluft in die roten Blutkörperchen aufgenommen und so effizient zum Gehirn, in die Muskeln und in die restlichen Zellen unseres Körpers transportiert werden kann. CO₂ führt zudem zu einer Gefäßerweiterung und verbessert die Durchblutung und den Nährstofftransport.  

Wenn wir durch den Mund atmen, atmen wir mehr CO₂ aus, als für unseren Körper gut ist. Dadurch sind wir in einer anhaltenden leichten Hyperventilation und haben einen zu niedrigen CO₂-Spiegel (Hypokapnie), was eine schlechte Sauerstoffversorgung zur Folge hat. Zusätzlich verstopft die Nase bei einer verringerten CO₂-Konzentration in der Lunge und im Blut leichter, was wiederum dazu führt, dass wir auf die Mundatmung umsteigen. Ein Teufelskreis!

TIPP: Eine schnelle und flache Atmung führt zu einem Absinken des CO₂-Spiegels, während tiefes und langsames Atmen den CO₂-Spiegel ansteigen lässt.

Grund #4: Die Wirkung unserer Atmung auf das Nervensystem

Die Atmung hat einen direkten Einfluss auf unser Nervensystem.

Die Mundatmung aktiviert das sympathische Nervensystem – den Teil unseres Systems, der uns Energie gibt, aber auch den „Kampf oder Flucht“-Modus aktiviert. Unterbewusst ist die Mundatmung ein Zeichen für den Körper, dass wir in Gefahr sind. Wir zeigen durch die Atmung, dass wir mehr Luft benötigen, um Energie zu produzieren und flüchten oder kämpfen zu können. Durch die Mundatmung wird der Körper also unbewusst in einen Stresszustand versetzt. Das führt dazu, dass unser Körper andere Funktionen einschränkt oder herunterfährt, wie die Verdauung oder das Immunsystem. Der Körper fokussiert sich so auf die Lösung des Stresses, der im Normalfall gar nicht existiert, sondern nur durch die Mundatmung ausgelöst wurde.

Die Nasenatmung aktiviert hingegen das parasympathische Nervensystem - den Teil unseres Systems, der für Entspannung, Ruhe und Regeneration zuständig ist. Durch die Nasenatmung vermitteln wir unserem Körper, dass wir sicher sind und es keinen Grund für „kämpfen“ oder „fliehen“ gibt. (3)

Es gibt also einige Gründe, warum die Nasenatmung in unserem Alltag fokussiert und priorisiert werden sollte. Ich hoffe, ich konnte dir hier verdeutlichen, wie wichtig es für unsere Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden ist, dass wir möglichst dauerhaft durch die Nase atmen und so selten wie möglich durch den Mund.

Ist dir schon mal aufgefallen, ob du eher durch den Mund oder durch die Nase atmest? Sind dir Unterschiede hinsichtlich deines Wohlbefindens aufgefallen, wenn du durch Mund beziehungsweise die Nase atmest? Teile deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!

Alles Liebe,

deine Svenja

Quellen:

(1) „Die atemberaubende Welt der Lunge“ von Dr. Kai-Michael Beeh

(2) „Erfolgsfaktor: Sauerstoff“ von Patrick McKeown

(3) „Der Vagus Nerv: So bringen Sie Körper & Geist in Balance“ von Dr. Cordelia Eule

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
7.2.23
12 Min. Lesezeit