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Ist Breathwork gefährlich?

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
1.10.24
15 Minuten Lesezeit
Eine Frau liegt auf einer Yogamatte und atmet bewusst, ein Breathwork-Coach lehnt über sie und unterstützt mit Handgriffen am Kopf und Bauch ihre Atmung.

Eine ehrliche Betrachtung von Risiken und Chancen

Als ich im Januar 2018 meinen ersten Breathwork-Workshop in Brighton besuchte, war ich gleichermaßen fasziniert und skeptisch. Die Vorstellung, dass ich allein durch bewusstes Atmen in einen veränderten Bewusstseinszustand kommen könnte, klang für mich einerseits spannend, andererseits auch ein wenig beängstigend. Ist das nicht gefährlich? Diese Frage, die ich mir damals selbst stellte, höre ich auch heute noch häufig von Menschen, die zum ersten Mal mit Breathwork in Berührung kommen.

In diesem Artikel möchte ich diese berechtigte Frage ehrlich und ausführlich beantworten. Wir werden uns ansehen, was Breathwork eigentlich ist, welche potenziellen Risiken es gibt, aber auch, welche positiven Auswirkungen diese Praxis haben kann. Dabei möchte ich sowohl meine persönlichen Erfahrungen als auch mein professionelles Wissen als Breathwork-Coach mit dir teilen. Wenn du am Ende noch Fragen dazu hast, teile diese gerne in den Kommentaren mit mir oder schreibe mir eine Nachricht.

Was genau ist Breathwork?

Bevor wir in die Tiefe gehen, lass uns kurz klären, wovon wir eigentlich sprechen. Breathwork, auf Deutsch „Atemarbeit“, umfasst verschiedene Techniken der bewussten Atmung. Es geht darum, den Atem gezielt einzusetzen, um positive Veränderungen in Körper und Geist zu bewirken.

Es gibt verschiedene Formen von Breathwork, von sanften, entspannenden Techniken bis hin zu intensiveren Praktiken wie der verbundenen Atmung. Jede dieser Techniken hat ihre eigenen Charakteristiken und potenziellen Auswirkungen.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, was Breathwork ist, lies dir gerne noch diesen Artikel von mir durch [Link zum Blogartikel], wo ich noch ausführlicher auf die unterschiedlichen Arten von Breathwork eingehe.

Die potenziellen Risiken von Breathwork

Wie bei jeder Praxis, die Einfluss auf unseren Körper und Geist hat, gibt es auch bei Breathwork einige potenzielle Risiken, die es gilt ernst zu nehmen. Mir ist wichtig, zunächst einmal darauf hinzuweisen, dass jede Atemtechnik anders wirkt und jede Person anders reagiert – wir sind alle unterschiedlich und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Eine generelle Verallgemeinerung aller Breathwork-Methoden ist daher weder möglich noch wirklich sinnvoll.

Trotzdem mag ich dir hier erstmal eine Übersicht möglicher Risiken von Breathwork geben:

1. Überatmung (Hyperventilation): Intensive Atemtechniken (wie zum Beispiel die verbundene Atmung) können zu einer Überatmung führen, was Symptome wie Schwindel, Kribbeln in Händen und Füßen oder sogar Ohnmacht verursachen kann. Es ist wichtig, dass du diese Atemtechniken nicht ohne Begleitung eines kompetenten Breathwork-Coaches ausprobierst (besonders wenn du noch gar keine Erfahrungen damit hast!).

2. Emotionale Überwältigung & Retraumatisierung: Breathwork kann starke Emotionen auslösen. Auch das ist in der Regel vor allem bei intensiven Atemtechniken, wie der verbundenen Atmung, der Fall. Für manche Menschen kann dies überwältigend sein, besonders wenn sie nicht darauf vorbereitet sind. Bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen besteht die Möglichkeit, dass Breathwork unverarbeitete Traumata aktiviert. Ich werde dazu in einem separaten Blogartikel nochmal ausführlichere Infos teilen – wichtig ist mir an dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass du unbedingt mit qualifizierten und Trauma-sensiblen Breathwork-Expert*innen arbeiten solltest!

3. Physische Nebenwirkungen: Wenn wir Atemtechniken anwenden, also unsere Atmung bewusst verändern, kann das zu einer Veränderung des Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalts im Blut führen, was den pH-Wert im Blut sowie den Blutdruck verändert. Diese Veränderungen, die weitere physische Veränderungen im Körper anstoßen können, können bei einigen Menschen zu vorübergehenden Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Muskelkrämpfen führen. Bei den meisten Menschen lassen diese Empfindungen spätestens ein paar Minuten nach Beenden der Atemübung und der Rückkehr zur normalen Atmung wieder nach. Sollte dies bei dir nicht der Fall, solltest du das auf jeden Fall mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen und bis dahin die Atemübung nicht mehr machen!

4. Risiken für bestimmte Personengruppen: Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen (so genannten Kontraindikationen) sollten besonders vorsichtig sein. Dazu findest du etwas weiter unten im Artikel noch weitere Informationen.

Sicherheitsmaßnahmen und Best Practices

Angesichts dieser möglichen Risiken ist es wichtig, Breathwork unter sicheren Bedingungen zu praktizieren. Ich möchte dafür an dieser Stelle einige Punkte mit dir teilen, die du beachten solltest, wenn du Breathwork ausprobieren oder vertiefen möchtest:

Wähle eine qualifizierte und gut ausgebildete Breathwork-Expert*in, die dich in das Thema einführt. Als Coach bilde ich mich konstant fort, wenn es um das Thema Sicherheit, Kontraindikationen und Trauma beim Breathwork geht. Es gibt immer mehr Forschung zu diesen Themen und immer neue Erkenntnisse, was wie wirkt und für wen geeignet ist. Ich achte darauf, dass ich möglichst immer die aktuellsten Infos über Breathwork und dessen Wirkung habe. Die Expert*innen, mit denen du arbeitest, sollten dies ebenfalls tun.

Dazu zählt für mich übrigens auch, dass ein guter Coach einen Trauma-informierten und -sensiblen Ansatz verfolgt und weiß, wie man mit aufkommenden Emotionen und möglichen Traumareaktionen umgeht. Es geht dabei nicht so sehr darum, dass du mit Breathwork Trauma behandeln kannst oder solltest, sondern vielmehr, dass die Möglichkeit besteht, dass bei dir etwas aktivierendes hochkommt – und damit sollte der Breathwork-Coach auf jeden Fall sicher umgehen können!

Die Breathwork-Techniken, die du nutzt, sollten an deine individuellen Bedürfnisse und deinen Gesundheitszustand angepasst werden. In meinen Sessions habe ich immer wieder auch Menschen mit verschiedenen Kontraindikationen, zum Beispiel Menschen mit Asthma oder Schwangere. Für mich ist es wichtig, dass ich vorher über vorhandene Kontraindikationen informiert werde, damit ich die Sessions wirklich an die individuellen Bedürfnisse anpassen kann. Dies bedeutet auch, dass du als Teilnehmer*in offen mit deinem Breathwork Coach über deine gesundheitliche Situation und eventuelle Bedenken sprechen (können) solltest, damit deine individuellen Bedürfnisse wirklich berücksichtigt werden können.

Und schließlich ist es bei bestehenden Gesundheitsproblemen ratsam, vor der Teilnahme an Breathwork-Sessions (vor allem wenn es um transformative Atemtechniken geht!) mit einem Arzt oder einer Ärztin zu sprechen.

Mir ist bewusst, dass nicht jede*r Ärzt*in über Breathwork und dessen Wirkung Bescheid weiß. Meine Empfehlung ist daher, dir vor dem Gespräch mit deiner Ärzt*in eine ausführliche Information von dem Breathwork-Coach über die angewandten Atemtechniken und dessen Wirkungsweise auf deinen Körper geben zu lassen, so dass du diese Informationen mit zu deinem Arzt oder deiner Ärztin nehmen kannst. (Das ist gleichzeitig auch eine gute Möglichkeit herauszufinden, ob der Breathwork-Coach wirklich weiß, was er oder sie dort macht).

Zum Abschluss mag ich dich außerdem noch einladen, in die Eigenverantwortung zu kommen und jederzeit mit dir selbst und deinem Körper einzuchecken, ob das, was dir der Breathwork-Coach anbietet, wirklich sinnvoll und hilfreich erscheint und ob sich das für deinen Körper und dein System gut anfühlt, oder ob du etwas anderes brauchst – und dies dann ebenfalls zu kommunizieren. Nochmal zur Erinnerung: Ein guter Breathwork-Coach geht immer auf deine individuellen Bedürfnisse ein und fordert dich nicht dazu auf, Dinge zu tun, die sich für dich nicht passend anfühlen oder dir sogar schaden könnten!

Kontraindikationen bei Breathwork

Ich habe es oben im Text schon angesprochen: Ein wichtiger Aspekt der Sicherheit bei Breathwork sind die sogenannten Kontraindikationen. Kontraindikationen sind Umstände oder Faktoren, die die Anwendung einer bestimmten Behandlung oder Praxis - in diesem Fall Breathwork - nicht ratsam oder potenziell gefährlich machen.

Mir ist wichtig zu betonen, dass Kontraindikationen nicht immer bedeuten, dass Breathwork generell nicht praktiziert werden kann. Oft geht es darum, besondere Vorsicht walten zu lassen oder die Praxis entsprechend anzupassen.

Für die verbundene Atmung, die eine der intensiveren Breathwork-Techniken ist, gibt es einige spezifische Kontraindikationen, die ich an dieser Stelle einmal auflisten möchte, damit du sie schonmal gesehen hast:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Blutdruckproblemen, Herzrhythmusstörungen oder kürzlich erlittene Herzinfarkte
  • Kürzlich erlittene Schlaganfälle oder Gehirnverletzungen
  • Aneurysmen oder Blutgerinnsel
  • Epilepsie
  • Glaukom
  • Diabetes Typ 1
  • Atemwegserkrankungen, wie schweres Asthma, COPD
  • Long Covid
  • Psychische Erkrankungen (insbesondere bei bipolaren Störungen oder Schizophrenie)
  • Schwangerschaft (besonders im ersten Trimester oder bei Risikoschwangerschaften)
  • Kürzlich durchgeführte Operationen
  • Einnahme bestimmter Medikamente: Insbesondere Antipsychotika oder Betablocker
  • Drogenkonsum oder Alkoholmissbrauch

Diese Liste ist nicht zwangsläufig vollständig und kann sich mit neuen Forschungsergebnissen weiterentwickeln. Als Breathwork-Coach bilde ich mich ständig weiter, um über die neuesten Erkenntnisse zu Sicherheit und Kontraindikationen informiert zu sein.

Wichtig für dich zu wissen ist: Wenn eine dieser Kontraindikationen auf dich zutrifft, bedeutet das nicht automatisch, dass du gar kein Breathwork praktizieren kannst. Es bedeutet vielmehr, dass du besonders vorsichtig sein und unbedingt vorher mit einem qualifizierten Arzt oder einer Ärztin und einer erfahrenen Breathwork-Expert*in sprechen solltest.

In der Vergangenheit habe ich schon mehrfach mit Menschen gearbeitet, die eine oder mehrere dieser Kontraindikationen aufwiesen. Der Schlüssel liegt in der offenen Kommunikation und der individuellen Anpassung der Techniken.

Letztendlich geht es darum, eine Balance zwischen den potenziellen Vorteilen von Breathwork und der Gewährleistung deiner Sicherheit zu finden. Als Coach ist es meine Aufgabe, dir dabei zu helfen, diese Balance zu finden und Breathwork auf eine Weise zu praktizieren, die für dich sicher und förderlich ist.

Die positiven Aspekte von Breathwork

Lass uns nach den nun genannten Risiken auch nochmal darauf schauen, dass Breathwork bei verantwortungsvoller Praxis ein enormes Potenzial für positives Wachstum und Heilung (das hat es nämlich!).

Ich möchte hier einige wichtige Bereiche mit dir teilen, in denen Breathwork dein Leben positiv beeinflussen kann:

  • Viele Menschen unterstützen Breathwork-Sessions darin, Stress zu reduzieren und eine tiefere Entspannung und ein Gefühl inneren Friedens zu erfahren.
  • Bei der richtigen Unterstützung kann die Arbeit mit dem Atem helfen, unterdrückte Emotionen zu verarbeiten und loszulassen.
  • Durch die Fokussierung auf den Atem kannst du lernen, deinen Körper besser wahrzunehmen und auf ihn zu hören.
  • Viele Teilnehmer*innen berichten von Einsichten und Erkenntnissen, die ihr persönliches Wachstum unterstützen können.
  • Es gibt mittlerweile Studien, die daraufhin deuten, dass Breathwork bei der Linderung von Angstzuständen, Depressionen und sogar chronischen Schmerzen helfen kann.

Meine persönlichen Erfahrungen als Breathwork-Coach

In meiner Arbeit als Breathwork-Coach habe ich mittlerweile schon unzählige Menschen durch ihre Atemerfahrungen begleitet. Dabei habe ich sowohl die transformative Kraft als auch die Notwendigkeit für Sicherheit und Verantwortung in dieser Praxis aus erster Hand erlebt.

Ich habe mit Menschen geatmet, die Asthma haben, die Probleme mit ihrem Blutdruck hatten oder schwanger waren. Jede dieser Personen benötigte etwas anderes – aber durch eine offene Kommunikation, gemeinsames sanftes Ausprobieren und kontinuierliche Unterstützung konnten sie alle besondere Erfahrungen mit ihrem Atem machen.

Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, Breathwork individuell anzupassen und immer die Sicherheit und das Wohlbefinden der Teilnehmenden an erste Stelle zu setzen.

Fazit: Ist Breathwork nun gefährlich?

Lass uns nach all diesen Betrachtungen noch einmal zur ursprünglichen Frage zurückkommen: Ist Breathwork gefährlich? Die ehrliche Antwort lautet: Es kann Risiken geben, aber bei verantwortungsvoller Praxis überwiegen in der Regel die positiven Aspekte!

Wie bei vielen Praktiken, die Einfluss auf unseren Körper und Geist haben, ist es wichtig, informiert und achtsam vorzugehen. Mit der richtigen Anleitung, einem verantwortungsvollen Coach und deiner Bereitschaft, auf deinen Körper zu hören, kann Breathwork eine kraftvolle Methode für dein persönliches Wachstum und Wohlbefinden sein.

Wenn du neugierig auf Breathwork bist, ermutigt ich dich, es unter professioneller Anleitung auszuprobieren. Auf meiner Webseite findest du einige Angebote, um deinen Atem und Breathwork vertiefend zu erkunden – sei es in meinem kostenlosen Take a Breath Kurs, in einer meiner Online Gruppen Breathwork Sessions oder im 1:1 Breathwork Coaching - sei offen für die Erfahrungen, die dein Atem für dich bereithält. Vermutlich wirst du überrascht sein, welche positiven Veränderungen eine bewusste Atempraxis in dein Leben bringen kann.

Wenn du zum Schluss noch Fragen hast, teile diese gerne hier in den Kommentaren mit mir, so dass ich entweder direkt darauf eingehen oder nochmal einen separaten Blogartikel dazu schreiben kann.

Lass uns gemeinsam den Weg zu einem bewussteren Umgang mit unserem Atem und unserem Wohlbefinden gehen.

Viele liebe Grüße,

deine Svenja

Ein Portrait-Foto von Svenja, mit dem Meer im Hintergrund. Svenja lacht in die Kamera.
Svenja Tasler
1.10.24
15 Minuten Lesezeit