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Warum das Thema Sicherheit für mich so wichtig ist und ich Frauen unterstützen möchte, sich frei und sicher in ihrer Weiblichkeit zu fühlen
– Ein persönlicher Blick in mein Leben –

Journaling

Dieser Artikel ist wohl einer der persönlichsten und verletzlichsten, den ich jemals schreiben werde. Ich teile hier mit dir meine eigene Geschichte, die ich so vorher noch nie erzählt habe und die bisher nur mein engster Freundes- und Familienkreis kennt. Ich möchte dir hierin erklären, warum das Thema „Sicherheit für Frauen“ für mich so wichtig ist und von meinem persönlichen Heilungsweg erzählen.

[Trigger Warnung: Sexualisierte Gewalt]

Dass es mein persönlicher Antrieb ist, Frauen dabei zu unterstützen sich freier und sicherer in ihrer Weiblichkeit und in ihrem Leben als Frau – und somit letztlich freier und sicherer auf dieser Welt – zu fühlen, hast du mit Sicherheit schon an der einen oder anderen Stelle von mir gehört beziehungsweise auf meiner Webseite gelesen. Heute möchte ich die Hintergründe dazu mit dir teilen, aus denen dieser Antrieb entstanden ist – und diese liegen vor allem in meiner persönlichen Geschichte.

Im Sommer 2019 entstand in mir die Idee zu „My Female Life“ und mein Wunsch Frauen dabei zu unterstützen sich freier und sicherer als Frau und in ihrer Weiblichkeit zu fühlen. Als ich im Oktober begann meine Webseite umzugestalten und auf meinem Instagram-Account vermehrt Informationen rund um das Thema Weiblichkeit zu teilen, wusste ich bereits, dass ich diesen Artikel, mit meiner persönlichen Geschichte, schreiben wollte und irgendwann schreiben würde. Trotzdem hat es noch 16 Monate gedauert, bis er endlich fertig war…

Diesen Artikel heute zu veröffentlichen ist für mich ein großes Herzensanliegen, denn ich hoffe, dass ich damit anderen Frauen Mut machen und sie motivieren kann, dass es sich lohnt ihren eigenen Heilungsweg anzutreten. Gleichzeitig spüre ich aber auch, dass ich noch nie etwas gemacht habe, das so viel Stress und Angst in mir auslöst. Denn ich teile hier mit dir meine persönlichste Geschichte – die bisher nur meine engsten Freunde und Familienmitglieder kennen.

Meine Geschichte

Wie für vermutlich jede Frau gibt es auch für mich einige große Schlüssel-Momente in meinem Leben und vor allem in meiner Jugend, die mich stark geprägt haben. Rückblickend verstehe ich mittlerweile aber, dass ich eigentlich meine gesamte Jugend durch in einer Umgebung gelebt habe, die unsicher war und ich schon sehr früh das Gefühl verloren habe, dass ich (in dieser Welt) sicher bin.

Ich glaube ich war noch in der Grundschule, als meine Mutter zum ersten Mal für einen längeren Zeitraum ins Krankenhaus musste. Ohne darüber hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen (denn das ist ihre Geschichte und nicht meine), habe ich große Teile meiner Jugend damit verbracht mir Sorgen um meine Mutter und ihre Gesundheit zu machen. Sie war mehrere Male wochenlang nicht Zuhause und die Angst, sie zu verlieren, war den Großteil meiner Teenager-Zeit präsent.

Ich habe erst letztes Jahr verstanden, dass der starke Drang, mein Leben in To-Do-Listen zu führen und zu organisieren, von dem großen Bedürfnis nach Sicherheit in mir kommt – und dass ich meine erste richtige To-Do-Liste damals geschrieben habe, als meine Mutter zum ersten Mal im Krankenhaus lag und ich das Gefühl hatte, ich wäre als älteste Tochter nun für den Haushalt zuständig. Ich habe damals aufgeschrieben, um welche Aufgaben ich mich von nun an wohl Zuhause immer kümmern musste. Ich weiß nicht, ob es danach noch mal eine Zeit gab, in der ich keine To-Do-Listen geschrieben habe – aber spätestens seit meiner Abitur-Zeit lebe ich nicht mehr ohne diese Listen. Sie geben mir Sicherheit.

Neben den Sorgen um die Gesundheit meiner Mutter, kamen irgendwann in meiner Pubertät große Geldsorgen bei uns in der Familie dazu. Ich bin groß geworden mit dem Gedanken, dass nicht genug Geld (für uns) da ist und mit dem Drang, dass ich später unbedingt mehr verdienen müsste als meine Eltern, um mehr Sicherheit zu haben. Gleichzeitig litt mein Vater in meiner Jugend unter einem starken Alkoholproblem, das noch mal seine ganz eigenen Probleme und Unsicherheiten für mich und jedes Familienmitglied mit sich brachte.

Ich dachte ehrlich gesagt lange Zeit, dass ich eine „gute“ oder zumindest „keine schlechte“ Kindheit und Jugend hatte. Erst in den letzten Jahren habe ich so richtig verstanden, dass meine Jugend in meinem Elternhaus geprägt war von Unsicherheiten und mein Zuhause kein Ort, an dem ich mich vollständig sicher fühlen konnte (wie es für Kinder eigentlich sein sollte).

Dieses Gefühl von fehlender Sicherheit ist mir nach und nach auch in der Außenwelt mehr begegnet. Ich bin und war seit meiner Jugend kein schüchternes Mädchen. Ich bin gern feiern gegangen, habe gern mit Männern geflirtet (und das tue ich auch immer noch) und meine Erfahrungen als junge Frau gesammelt – viele positive und einige negative.

Mit 16 Jahren habe ich begonnen im Sommer auf Dorffesten zu arbeiten und eine Weile lang habe ich in einem Pub in meiner Heimatstadt zusätzlich gekellnert, um mein Taschengeld aufzustocken. Mir ist erst Jahre später bewusst geworden, wie viele sexuelle Übergriffe von Männern ich während dieser Zeit eigentlich erlebt habe, die betrunken sexuelle Anspielungen mir gegenüber gemacht haben oder ungefragt an meine Brüste oder meinen Hintern gefasst haben, während ich ihnen Alkohol serviert habe.

Ich frage mich heute, wie es sein kann, dass solch ein Verhalten so wenig thematisiert und öffentlich besprochen wird und wieso Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft so normalisiert wird, wenn es doch dazu führt, dass Menschen psychische und physische Grenzen ihrer Mitmenschen plötzlich problemlos überschreiten. Damals habe ich einfach geschwiegen und vieles einfach hingenommen.

Mit 17 Jahren wurde ich von einem Mann, dem ich vertraut habe und der mir eigentlich hätte Sicherheit geben sollen, mehrfach sexuell missbraucht. Auch hier war jedes Mal Alkohol im Spiel.

Wenn ich heute über diese Situationen nachdenke, scheint mir das alles sehr weit weg zu sein. Das kann zum einen natürlich daran liegen, dass die Situationen alle schon fast 15 Jahre her sind. Zum anderen weiß ich aber auch, dass ich mittlerweile sehr viel an diesen Themen gearbeitet und aufgearbeitet habe.

Trotzdem wundere ich mich manchmal, wie ich nach all den negativen Erfahrungen einfach weitergelebt habe als wäre nichts gewesen. Denn das habe ich damals gemacht. Ich habe nicht über meine Erfahrungen geredet und mein Leben als „normale“ Jugendliche einfach weitergeführt.

Und auch hier ist es noch gar nicht so lange her, dass ich verstanden habe, dass dies die „Überlebensstrategie“ meines Körpers war, die mir die Sicherheit gebracht hat, die ich im Außen nicht bekommen habe. Ich habe die Dinge, die mir passiert sind, verdrängt, nicht über sie gesprochen und auch nicht über sie nachgedacht.

Aufarbeitung meiner Geschichte und Stärkung meines persönlichen Sicherheitsgefühls

Es hat fast zwölf Jahre gedauert, bis ich mich zum allerersten Mal intensiv mit den traumatischen Erfahrungen aus meiner Jugend beschäftigt habe. Auslöser dafür war die im Herbst 2017 entstandene „Me Too“-Bewegung, die mein Trauma hochgeholt und mir bewusst gemacht hat, dass ich den erlebten sexuellen Missbrauch nicht für den Rest meines Lebens verdrängen und die Erinnerung daran wegdrücken kann. Zum ersten Mal hatte ich beschlossen, dass ich mir Hilfe holen und mit jemandem über meine Erlebnisse reden wollte.

Trotzdem hat es noch mal über ein Jahr gedauert, bis ich jemanden gefunden hatte, mit der ich mich an meine Themen herantrauen wollte. Ein Coach, der ich hundert Prozent vertraut habe und die mir geholfen hat mit den Bildern und Gefühlen in mir klarzukommen, als ich zum ersten Mal in meinem Leben laut ausgesprochen habe, dass ich als Jugendliche sexuell missbraucht wurde.

Im Frühjahr 2019 habe ich dann im Rahmen einer Gruppen Breathwork-Session eine Reise zu meinem inneren Kind gemacht. Es war eine der mächtigsten Erfahrungen meines Lebens! Während der Session bin ich eingetaucht in eine der Situationen, in der ich sexuellen Missbrauch erfahren habe. Ich konnte die Situation aus einer externen Perspektive betrachten, mich mit meinem damaligen Ich verbinden und sie unterstützen, während wir durch die Situation durchgingen und heilten.

Der für mich berauschendste Moment kam, als unser Atem-Coach mich während der Session bat, noch tiefer in meine Gefühle in dieser Situation einzutauchen und zu lokalisieren, wo im Körper dieses saßen. Ich konnte eine große Portion Scham mitten in meinem Bauch spüren, die eine starke Übelkeit in mir auslöste! Und genau in diesem Moment, als ich all diese Scham und Übelkeit spürte, legte der Co-Coach der Session seine Hand auf meinen Bauch! Innerhalb weniger Atemzüge verschwand die Scham und ich fühlte mich sicher und frei!

Es war eine so heilende Erfahrung für mich – und ist einer der Gründe dafür, dass ich selbst eine Ausbildung zum Breathwork-Coach gemacht habe und heute Breathwork-Sessions anbiete!

Nach diesen heilsamen Erfahrungen habe ich begonnen mit anderen Menschen über meine Geschichte zu sprechen; im ersten Schritt vor allem mit Freundinnen, was eine ganz eigene Herausforderung für mich war – und gleichzeitig auch eine ganz neue Art von Heilung für mich bereitgehalten hat. Die Möglichkeit über meine Erfahrungen offen sprechen zu können (und nicht verurteilt zu werden), hat meine Lebensqualität und das Gefühl von Sicherheit in mir so sehr gestärkt!

Ende letzten Jahres habe ich meine Geschichte dann auch zum ersten Mal mit meiner Familie geteilt – das war für mich einer der schwierigsten Schritte überhaupt und auch das hat viel gelöst, Gefühle von Verletzlichkeit hochgeholt und neue Erkenntnisse gebracht – alles Teile meines Heilungsprozesses.

In diesem Zusammenhang habe ich mir dieses Jahr auch nochmal externe Hilfe an meine Seite geholt – eine wundervolle Frau, die mir in Somatic Coaching Sessions hilft, die Gefühle aus meinen Erfahrungen, die noch unverarbeitet in meinem Nervensystem und meinem Körper gespeichert sind, zu erkennen, zu fühlen und zuzulassen.

Was ich dir mit all diesen Details aus meinem eigenen Weg zeigen möchte, ist nicht, dass ich jetzt „heile“ bin oder mein Heilungsprozess abgeschlossen ist. Ja, ich bin bereit, offen(er) über meine Geschichte zu sprechen, was so viel mehr für mich ist, als ich mir noch vor zwei Jahren hätte vorstellen können. Ja, ich fühle mich viel freier und sicherer in meinem Körper und meinem Leben als noch vor ein paar Jahren. Ja, ich bin bereit andere Frauen zu unterstützen sich ebenfalls auf ihren Weg zu einem freieren und sicheren Leben zu machen. UND ich bin noch lange nicht am Ende meiner eigenen Reise und meines Heilungsprozesses – ich weiß, dass da noch viel Kapazität ist mich selbst noch freier und sicherer zu fühlen!

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einen Hinweis zu meiner persönlichen Reise geben:

Ich habe bis heute nie offiziell eine Psychotherapie gemacht, um an meinem Trauma zu arbeiten, da ich mich zu jedem Moment sicher gefühlt habe mit den Coaches und Mentoren, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Ich möchte allerdings einmal darauf hinweisen, dass in Deutschland Trauma eigentlich ausschließlich von ausgebildeten Psychotherapeuten „behandelt“ werden dürfen. Es war meine eigene Entscheidung, einen anderen, für mich ganzheitlicheren Weg der Heilung einzuschlagen.

Dies bedeutet weder, dass ich Psychotherapie ablehne noch, dass es für andere Menschen mit einer ähnlichen Vergangenheit oder Geschichte wie meiner nicht mehr wohl hilfreich sein kann, Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Jeder Mensch darf und muss seinen eigenen Weg der Heilung finden und gehen.

Ich kann an dieser Stelle lediglich sagen, dass ich glaube, den für mich richtigen Weg gegangen zu sein und auch immer noch zu gehen und dass ich unglaublich dankbar bin für alle Coaches und Mentoren, die mir während meines Heilungsprozesses mit ihrem Sein, ihrer Weisheit und ihren Tools zur Seite standen und heute auch noch stehen.

Zum Abschluss möchte ich noch eine persönliche Bitte teilen und eine Grenze setzen: Ich lasse die Kommentarfunktion unter diesem Blogartikel wie sonst auch bewusst an und freue mich, wenn du nach dem Lesen dieses Artikels den Impuls fühlst, deine Gedanken mit mir und anderen Lesern zu teilen.
Dies ist meine persönliche Geschichte und indem ich sie mit dir teile, mache ich mich verletzlich und angreifbar (so fühlt es sich zumindest an!). Ich möchte dich darum bitten, achtsam, bewusst und empathisch mit deinen Worten umzugehen, solltest du einen Kommentar unter diesem Artikel verfassen wollen.
Dieses Thema ist für mich – genau wie für viele andere Frauen – ein besonders empfindliches, und ich möchte, dass wir hier nach einer liebevollen, rücksichtsvollen Verbindung miteinander streben.

Ich danke dir von Herzen, dass du dir heute die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und hoffe, dass ich dir auf diesem Weg etwas deutlicher machen konnte, warum das Thema weibliche Sicherheit mir persönlich so wichtig ist. Es ist mir ein großes Anliegen mit meiner Arbeit dazu beizutragen, dass Frauen sich in ihren Leben und auf dieser Welt mehr und mehr frei und sicher fühlen können!

Alles Liebe
deine Svenja

Foto Credit: Avery Scheel (Unsplash: 01iWNDD9kU)

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