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Warum Gähnen für uns so wichtig ist…
und warum es viel spannender ist als es sich anhört.

Im Rahmen meiner Ausbildung zum Breathwork Coach lerne ich die faszinierendsten Dinge. Unter anderem habe ich vor Kurzem mehr über das Gähnen gelernt – ein natürlicher Reflex, der in unserer Gesellschaft vor allem mit Müdigkeit und Langeweile in Verbindung gebracht wird. Dabei versteckt sich hinter dem Gähnen so viel mehr! In diesem Blogartikel teile ich unter anderem mit dir, was Gähnen genau ist, warum es für unseren Körper so wichtig ist, dass wir regelmäßig gähnen und wie es uns hilft uns mit anderen Menschen zu verbinden.

Warum gähnen wir?

Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft denken vermutlich (ähnlich wie ich bis vor Kurzem), dass Gähnen einfach nur ein Zeichen von Müdigkeit oder Langeweile ist. Wenn du im Schulunterricht, in einer Unterhaltung mit einem Mitmenschen oder während einer Präsentation deines Chefs (laut) gähnst, wird das in der Regel als unangebracht und unhöflich angesehen.

Das führt dazu, dass wir in Gruppen häufig versuchen unseren natürlichen Gähn-Reflex zu unterdrücken.

Das ist nicht nur unnötig, weil Gähnen eben nicht nur für Müdigkeit und Langeweile steht, sondern körperlich auch wirklich ungesund!

Gähnen ist ein natürlicher Reflex, der unglaublich wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist. Es ist eine natürliche Möglichkeit angestaute Energie in unserem Körper zu bewegen und zu integrieren.

Als Teil der parasympathischen Reaktion des Nervensystems hilft Gähnen uns dabei uns zu entspannen und Stress und Anspannung abzubauen. Dies ist zum Beispiel besonders wichtig, nachdem das sympathische Nervensystem aktiv war und wir uns im „Fight or Flight“-Modus befunden haben. Um die im Körper entstandenen Stresshormone und die aufgestaute Energie abzubauen, hilft der Parasympathikus – zum Beispiel durch Zittern oder eben Gähnen – diese Energie freizusetzen – vorausgesetzt wir lassen es zu!

Gleichzeitig sorgt Gähnen auch dafür, dass unser Energielevel ansteigen und wir achtsamer und aufmerksamer werden können. Es hilft uns unsere Stimmung zu verbessern – und ja, es hilft auch, dass wir besser einschlafen können, eben weil es für Entspannung in unserem Körper sorgt.

Zudem hilft uns Gähnen dabei, dass wir uns mit unserem Körper UND unseren Gefühlen verbinden. Indem wir gähnen, schenken wir unserem Körper Aufmerksamkeit und können ein Bewusstsein dafür bekommen, wie es uns (und unserem Körper) gerade geht und was wir wirklich brauchen.  

Wenn wir unseren Gähn-Reflex allerdings unterdrücken oder aufkommendes Gähnen verhindern (was in Gesellschaft mit anderen Menschen ja sehr häufig vorkommt), verhindern wir diese positiven Effekte für unseren Körper! Stattdessen staut sich die Energie in unserem Körper, was zu inneren Blockaden führen kann.

Was hat Gähnen mit unserem Selbstbewusstsein zu tun?

Diesen Aspekt finde ich besonders interessant bei dem Thema! Das Unterdrücken unseres Gähn-Reflex ist häufig auch ein Zeichen für ein geringes Selbstbewusstsein. Warum? Viele Menschen mögen auch deswegen nicht vor anderen gähnen, weil es die Aufmerksamkeit der anderen auf sie selbst zieht und sie plötzlich im Mittelpunkt stehen.

Indem wir unser Gähnen unterdrücken, verstecken wir uns und verstellen unsere Natürlichkeit, um nicht (negativ) aufzufallen und die Aufmerksamkeit anderer auf uns zu ziehen.

Das mag im ersten Moment nicht sonderlich schlimm klingen, aber frag dich einmal folgendes: Wenn du dir nicht erlauben kannst, deinem Körper das zu geben, was er braucht, indem du gähnst ohne dich zurückzuhalten oder das Gähnen verstecken zu wollen… in welchen anderen Bereichen deines Lebens erlaubst du dir dann ebenfalls nicht, natürlich und vollständig du selbst zu sein?

Wenn du dir Sorgen machst, was Menschen über dich denken könnten, wenn du (laut) gähnst, gibt es auch noch andere Lebensbereiche, in denen du dir Sorgen darüber machst, was andere denken, sagen und wie sie reagieren könnten, wenn du ganz natürlich und du selbst bist?

Letztlich scheint Gähnen keine „große Sache“ zu sein – trotzdem kann es sowohl auf unsere Persönlichkeit als auch auf unsere Gesundheit große Auswirkungen haben.

Ich möchte dich einladen, dein Gähn-Verhalten in Zukunft bewusster wahrzunehmen. Kannst du die alten gesellschaftlichen Bilder loslassen und beginnen für dich, deinen Körper und dein Selbstvertrauen aus vollem Herzen und mit deinem ganzen Körper zu gähnen?

Was ich mit diesem Artikel also vor allem sagen möchte: ERLAUBE ES DIR ZU GÄHNEN – auch vor anderen Menschen!!

Wenn du bisher immer versucht hast, dein Gähnen zu verstecken, kann dies gerade zu Beginn sehr unangenehm sein.

Seitdem ich weiß, wie wichtig Gähnen für meine Gesundheit UND mein Selbstbewusstsein ist, achte ich viel bewusster auf mein Gähn-Verhalten und versuche es nicht mehr zu unterdrücken. Ich habe es mir mittlerweile zur Aufgabe gemacht, Menschen über die tatsächliche Funktion des Gähnens aufzuklären (daher auch dieser Blogartikel). Jedes Mal, wenn jemand in meiner Anwesenheit gähnt oder ein Gähnen unterdrückt, erzähle ich von den positiven Auswirkungen des Gähnens auf unser Leben und gebe ihr oder ihm die Erlaubnis zukünftiges Gähnen nicht mehr zurückzuhalten. Im Anschluss gähne auch ich freier und offener, was meist zu gemeinsamen Lachern führt… 😉

Übrigens ist der Prozess beim Gähnen ein ähnlicher wie der bei einem Orgasmus: Wir können das Gähnen bewusst auslösen oder unterdrücken – genau wie wir einen Orgasmus bewusst herbeiführen oder eben unterdrücken können. Wenn das Gähnen (oder der Orgasmus) dann aber erst einmal passiert, ist es nicht mehr möglich, ihn zu stoppen (höchstens noch ihn irgendwie zu verstecken)!

Durch den oben schon beschriebenen Einfluss, den das Zurückhalten unseres Gähn-Reflex auf unser Selbstbewusstsein und unsere Persönlichkeit hat, lässt sich hier übrigens auch ein Zusammenhang mit unserer Fähigkeit unsere sexuellen Bedürfnisse ausleben und beim Sex vollständig loslassen zu können, feststellen.

Wenn du magst, vergleiche einmal dein persönliches Gähn-Verhalten mit deiner (gelebten) Sexualität. Kannst du beim Gähnen deine Sorgen darüber, was andere denken, vollständig loslassen und dich dem Gähnen ganz hingeben? Und wie ist es beim Sex (allein oder mit einem/einer Partner/in)? Kannst du hier vollständig loslassen und dich ganz hingeben?

Wenn du hier bei beidem ein ähnliches Verhalten feststellst, schau doch einmal, ob du in den kommenden Wochen dein Gähn-Verhalten verändern oder anpassen kannst und beobachte, welche Auswirkungen das auch auf deine gelebte Sexualität hat… 😊

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich finde das ganze Thema einfach super faszinierend!

Warum ist Gähnen ansteckend?

Vermutlich ist dir schon mal aufgefallen, dass du plötzlich gähnen musstest, wenn dein Gegenüber kurz vorher auch gegähnt hat (vielleicht musstest du auch beim Lesen dieses Artikels bereits ein paar Mal gähnen…) – und das obwohl du weder müde noch gelangweilt warst!

Ja, Gähnen ist ansteckend.

Die Erklärung dafür liegt in unserem Gehirn: Wenn wir gähnen, wird in unserem Gehirn der gleiche Bereich aktiviert, der auch mit unserer Kreativität, unserer Empathie und unserer Bindungsfähigkeit zusammenhängt.  

Dass wir gähnen müssen, wenn jemand anderes vor uns gähnt, ist eine natürliche (unbewusste) Art unseres Körpers uns mit dem Gegenüber zu verbinden. Wir stellen dadurch Nähe und Verbindung zu dem anderen her.

Andersrum kann aber auch gelten, dass wir nicht mitgähnen (wollen), wenn wir uns mit einem Menschen nicht verbunden fühlen (wollen). Vor Kurzem habe ich für meine Ausbildung ein Seminar zu dem Thema Gähnen gehalten. Eine Teilnehmerin dort hat berichtet, dass ihr mal aufgefallen ist, dass sie bei Menschen, mit denen sie sich nicht gut versteht, den Drang mit zu gähnen nicht verspürt – ganz im Gegenteil, bei manchen Menschen möchte ich sie auch einfach nicht gähnen, wenn die vorher gegähnt haben.

Zum Schluss habe ich noch einen kleiner FUN FACT für dich: Es wurde festgestellt, dass Soziopathen die Tendenz zu gähnen, wenn andere es tun, NICHT teilen – die Vermutung liegt nahe, dass das daherkommt, dass sie nicht empathisch genug sind… 😉

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel helfen zu verstehen, dass Gähnen eine ganze Menge mehr ist als ein bloßes Zeichen für deine Müdigkeit. Wenn du dieses Thema genauso spannend findest wie ich, dann trag dich jetzt noch in meinen Flowletter ein. Neben Informationen zu neuen Blogartikeln auf meiner Webseite teile ich hier auch gerne weitere Informationen über unseren Atem, meine Breathwork-Arbeit und natürlich alle Themen rund um unsere Weiblichkeit mit dir. Der Newsletter erscheint in der Regel einmal im Monat, zum Neumond. Hier erfährst du auch immer als erstes von meinen neuen Angeboten.

Hinterlasse mir jetzt gerne noch ein paar deiner Gedanken zu dem aktuellen Blogartikel hier: Was hast du bisher über das Gähnen gedacht? Und was denkst du jetzt, nachdem du all diese neuen Informationen bekommen hast? Ich freue mich, von dir zu hören!

Alles Liebe
deine Svenja

Quellen: Die Informationen, die ich in diesem Artikel mit dir teile, stammen aus folgendem Buch:
Dan Brulé: „Just Breathe“ (* Affiliate Link)

Anmerkungen:
* Affiliate Link: Wenn du über einen der Links auf dieser Webseite ein Buch bestellst, bekomme ich eine kleine Provision für meine Empfehlung – der Kaufpreis ändert sich für dich dadurch nicht!

Foto Credit:
(1) Kelly Sikkema (Unsplash: t53nC7J6Y0E)

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